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GLÜCK 
und
 SINNERFÜLLUNG
 

 

 

SCHNELLÜBERSICHT ZU DIESER KAPITELSEITE

 

GLÜCK UND LEBENSSINN

* Glück ist in erster Linie ein Bewusstseins- bzw. auf materieller Ebene ein Gehirnzustand und nicht zwingend oder ausschließlich die Folge von Sex, Macht und materiellem Wohlergehen!

* Die Forschung liefert bereits naturwissenschaftliche Erkenntnisse über das "Glück" und seine Erreichbarkeit.

 

IRDISCHES PARADIES

* Kann eine sowohl technologisch als auch sozial hoch entwickelte Gesellschaft  ein sehr hohes Maß an Sicherheit, Zufriedenheit und Lebensqualität für die meisten der in ihr lebenden Individuen realisieren?

 

UNSTERBLICHKEIT

* Funktionierende Kommunikation zwischen biologischen Nervenzellen und künstlichen Komponenten birgt nach Ansicht einzelner Neurowissenschaftler die Hoffnung, dereinst die Psyche einer Person vor ihrem Tod auf ein künstliches (virtuelles oder kybernetisches) System übertragen zu können.

* KRYONISCHE BESTATTUNGEN sind mit der Hoffnung verbunden, der Tod eines Menschen könne irgendwann rückgängig gemacht werden. Die meisten Wissenschaftler distanzieren sich von einer solchen Einschätzung.

 

 

 

WAS IST GLÜCK ?

Viele Menschen antworten auf diese Frage spontan mit Begriffen wie: Sex, Reichtum, Macht, Ansehen, Ferrari, Lottogewinn, etc.

Die Wirklichkeit ist komplizierter! Auch die Mächtigen und Reichen leiden zuweilen unter "Sinnleere", benötigen Drogen um sich "glücklich" zu fühlen und auch sie sind nicht davor gefeit, ihrem Leben durch einen aufgesetzten Kopfschuss oder einen Medikamenten-Cocktail ein gewolltes vorzeitiges Ende zu setzen!

Die Glücks-Empfindung hängt sicherlich mit äußeren Bedingungen zusammen - aber bei Weitem nicht derart linear und zwingend wie allgemein angenommen wird! Ein Mensch kann sich innerhalb "objektiv ausgezeichneter" äußerer Umstände (Reichtum, Beziehungen, körperliche Fitness, etc.) befinden. Leidet er aber z.B. unter einer Depression, einer Psychose, Angstzuständen, Zwängen, Schuld- oder Minderwertigkeitsgefühlen, werden ihn diese günstigen Bedingungen nicht glücklich machen.

Des Weiteren hängt das Glücksempfinden mit der subjektiven Wahrnehmung, der Interpretation und Bewertung äußerer Ereignisse zusammen. In der Regel aber können wir uns nicht einfach "glücklich fühlen"- erst recht nicht unabhängig von Umweltereignissen! Wenn ich einer Folterung unterzogen würde, könnten mich auch die sinnvollste Lebenseinstellung und der höchst mögliche Grad an Optimismus nicht vor der (situationsbezogenen) Allmacht des Elends und der Nicht-Existenz des Glücks bewahren.

 

Viele Faktoren haben also mit dem "Glück" zu tun, aber kaum welche stehen in einem absolut linearen und gesetzmäßigen Zusammenhang mit dem "Glück"!

 

Ich möchte den Umfang gering halten und zügig auf des "Pudels Kern" zusteuern:

GLÜCK ist in erster Linie ein mentaler Zustand, eine Empfindung, ein Zustand unseres Geistes der mit durchaus präzisierbaren Erregungsmustern des Gehirns korreliert! Glück spielt sich in denselben Hirnregionen ab, die auch an der Entstehung und dem Erleben von Neugierde und Überraschung beteiligt sind und die man neurowissenschaftlich unter dem "Belohnungssystem" zusammenfasst. Die erfolgreichsten Schüler sind jene, die früh Lernerfolge verzeichnen und durch das Lösen von (abstrakten) Aufgaben Glücksgefühle erfahren. Erfolg zu haben macht zweifelsohne glücklich (ebenso wie der Misserfolg unglücklich macht und irgendwann sogar die Neugierde abtötet)! Eine spontane Glücksempfindung können wir auch erleben, wenn im Autoradio unvermittelt unser Lieblingslied ertönt. Die Überraschung spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Legen wir hingegen eine CD ein um das Lied in Endlosschleife zu hören, werden wir dabei kaum Glück verspüren. Glück empfinden auch die Konsumenten von Kokain, weil dadurch das Belohnungssystem aktiviert wird. Längerfristig macht die Droge indes nicht glücklich. Die Dosis muss erhöht werden, die Nebenwirkungen werden stärker und der Mechanismus an sich wird unzuverlässiger.

 

GLÜCK UND BEDÜRFNISSE

Menschliche Bedürfnisse werden anhand einer "Bedürfnispyramide" klassifiziert. Die unterste Ebene bilden die sog. "Grundbedürfnisse". Sie bezeichnen die lebensnotwendigen Dinge ohne die der Mensch nicht leben kann: Nahrung, Kleidung, eine sichere Behausung, physikalische Wärme, etc. Aber auch die körperliche und seelische Gesundheit zählen zu dieser Ebene! Ein Sprichwort sagt: "Ein gesunder Mensch hat 1000 Wünsche, ein Kranker nur Einen!"

Die zweite Bedürfnisebene ist der soziale Bereich! Wenn ich genug zu Essen und zu Trinken habe, mein Haus warm und wasserdicht und meine gesundheitliche Verfassung ok ist, hätte ich gerne ein paar Menschen um mich herum mit denen ich mich einigermaßen gut verstehe, mit denen ich mich unterhalten kann, die mir etwas bedeuten und denen ich etwas bedeute!

Ist dieses Kriterium ebenfalls erfüllt, wünsche ich mir Geld und Wohlstand, ein größeres Haus oder ein dickeres Auto. Materielle Dinge drängen sich nun zunehmend stärker ins Blickfeld meiner Wünsche und Ziele - auch deshalb, weil durch sie ein sozialer oder gesellschaftlicher Status repräsentiert wird.

Sollte mir auch dies gelingen, nähere ich mich der höchsten Bedürfnisebene und strebe nach  "Selbstverwirklichung"! Ein wichtiger Aspekt dieses Begriffes ist sicher die "Selbstbestimmung" bzw. die "persönliche Freiheit". Vielleicht entwickle ich eine brauchbare Geschäftsidee und gründe meine eigene Firma, wandere aus, suche Gleichgesinnte und gründe einen Verein, versuche mich als Künstler, strebe nach Individualität, Perfektion, Erleuchtung?! 

 

Der springende Punkt ist jener: Der Mensch bekommt i.d.R. nie genug! Egal was und wie viel man hat - man gewöhnt sich an jeden Ist-Zustand bis er einen langweilt!

Diesen Effekt gibt es auch bei Tieren. Man hat Schimpansen mit einem verschwenderischen Buffet an herrlichen, schön dekorierten Früchten überrascht (vormals erhielten sie stets nur einfache Blätter und Grünzeug)! In ihrem Gehirn war das sog. "Belohnungssystem" daraufhin hoch aktiv und schüttete den Neurotransmitter Dopamin aus (der gleiche Hirn-Botenstoff der beim Menschen u.a. durch die Zufuhr von Kokain ausgeschüttet wird)! Nachdem die Affen über einen gewissen Zeitraum hinweg täglich dieses aufwändige Buffet serviert bekamen, reduzierte sich ihr Glücksempfinden. Letztlich waren sie nicht glücklicher als beim vormaligen Verzehr schlichter Kost!

Die menschliche "Es muss noch mehr gehen - Einstellung" hat durchaus Vorteile! Die negativen Auswirkungen sind uns bestens vertraut (Gier, Ungerechtigkeit, Ausbeutung der Umwelt, spekulationsbedingte Bankenpleiten und Wirtschaftskrisen, etc.) und für die Kleriker stets ein Anlass, den Menschen an sich zu verdammen. Auf der anderen Seite ist dieses (auch egoistische) Bedürfnis über sich hinauszuwachsen die Triebfeder für technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt! "Die Dosis macht das Gift" (und den Unterschied zur Medizin)! Die Menschen hätten irgendwann in einem frühen Jahrhundert mit ihren aus heutiger Sicht geringen (technischen und wirtschaftlichen) Fähigkeiten und Möglichkeiten zufrieden sein können! Würden wir heute noch auf Pferden reiten, in Kutschen fahren, mit hölzernen Segelschiffen die Meere überqueren und das Fliegen den Göttern überlassen, dann gäbe es noch viel mehr unberührte Natur, größere Urwälder, ein weitaus geringeres Artensterben und fast keine Umweltverschmutzung (bzw. nur organische, biologisch abbaubare Abfälle). Auf der anderen Seite wäre eine banale Blinddarmentzündung eine lebensgefährliche Angelegenheit! Wir hätten immer wieder grausame Hungersnöte! Pocken, Kinderlähmung und viele andere Seuchen wären für immer unheilbar, ein nur geringfügig komplizierter Knochenbruch wäre das Ende eines normalen Lebens! Zwischen dem 30. und 35. Lebensjahr würden uns die Zähne ausfallen, eine entzündete Verletzung brächte uns den grausamen Tod durch Wundstarrkrampf und wer entgegen aller Wahrscheinlichkeit seinen 45. Geburtstag feiern kann, würde zum Ärgernis für seine Erben.

Was uns als Individuum den "Kick" gibt ist niemals das was wir haben, sondern das was wir erwarten! Ein Mensch der zuversichtlich davon ausgeht, noch "mehr" oder "Besseres" zu bekommen, lebt in freudiger Erwartung und ist guter Dinge! Es kommt nicht darauf an was genau er erwartet, wesentlich ist nur das es über dem aktuellen Standard liegt! Wenn ich arm bin, beflügelt mich die Aussicht, ein eigenes Auto besitzen zu können. Ein rostiger Fiat würde mich sehr glücklich machen! Bin ich hingegen sehr reich, würde eine Traumvilla denselben Zweck erfüllen. Bin ich hingegen krank und erfahre von der unerwarteten vollständigen Rückbildung eines diagnostizierten Hirntumors, werde ich der glücklichste Mensch auf der Welt sein, selbst wenn mein Konto leer ist!

Die modernen Glücks-Forscher postulieren: Viele Dinge - insbesondere materielle Dinge - machen uns nur innerhalb eines bestimmten Rahmens glücklich, darüber hinaus aber nicht mehr! Eine höhere Geldmenge macht denjenigen glücklich, der vorher Probleme hatte, seine Grundversorgung oder diejenige seiner Familie zu bestreiten! Wenn aber ein gewisser materieller Wohlstand erreicht ist, erhöhen zusätzliche Geldmengen zwar den (augenscheinlichen) Wohlstand, nicht aber zwingend (geschweige denn linear) das Glücksempfinden!

Gemäß einer Studie des bekannten Glückforschers Ed Diener sind die reichsten Amerikaner (mit einem Jahreseinkommen von mehr als 10 Millionen USD) nur geringfügig glücklicher, als die Leute, die für sie arbeiten!

Die kritische Grenze für eine "Geld-Glück-Wechselbeziehung" liegt laut einer australischen Studie bei einem Haushaltseinkommen von 50.000 Euro (brutto) pro Jahr. Jenseits eines Jahreseinkommens von 85.000 Euro pro Jahr gäbe es gar keinen erkenn- bzw. feststellbaren (geldbedingten) Glückszuwachs mehr.

 

GLÜCK UND HILFSBEREITSCHAFT

Man hat im Rahmen einiger schlichter Verhaltensexperimente festgestellt, dass glückliche Menschen viel eher bereit sind, anderen zu helfen, und zwar unabhängig von ihrer Weltanschauung. Wer Glück empfindet, der empfindet auch Harmonie. Wer Harmonie empfindet, der strebt nach dem Erhalt der Harmonie und ist deshalb auch am Glück seiner Mitmenschen interessiert.

"Die Menschen müssen leiden, um stark zu werden, dacht ich.
Jetzt denk ich, sie müssen Freude haben, um gut zu werden."

Wilhelm von Humboldt

 

 

DALAI LAMA:
 "GLÜCKLICH ZU LEBEN IST DIE EIGENTLICHE RELIGION!"

Wer glücklich sein will, muss vor allem auch dazu fähig sein, Glück wahrnehmen und empfinden zu können! Ein erwiesenermaßen sehr hoher Glücksfaktor resultiert aus einer gut funktionierenden Partnerschaft mit einem geeigneten Menschen. Überhaupt sind es unsere Beziehungen und sozialen Kontakte, die maßgeblich über unser Glücksempfinden entscheiden!

Im Idealfall kann ein Mensch durch tiefe Meditation Glück empfinden - ohne das es ihm einen einzigen Cent an materiellem Einsatz kostet!

 

PARADIES AUF ERDEN ?!

Die Religionen versprechen ihren Anhängern ein ewiges Leben in einem jenseitigen Paradies. Die Paradies-Vorstellungen waren in verschiedenen Kulturen und Epochen durchaus verschiedenartig ausgebildet! Die Germanen etwa stellten sich das Paradies als eine Art jenseitiges "Sauf- und Fressgelage" vor! Man tafelt dort üppig, betrinkt sich, zieht wunderschönen Frauen den Rock hoch oder prügelt sich mit anderen Paradiesbewohnern. Dabei spielt es auch keine Rolle, wenn der Eine oder Andere ein Messer zwischen die Rippen bekommt! Am nächsten Morgen nämlich sind sämtliche Räusche vorbei (einen "Kater" gibt es dort natürlich nicht) und sämtliche Totschlagopfer erheben sich zu neuem Leben! Die Tische biegen sich erneut unter dem Gewicht der gebratenen Köstlichkeiten und selbstverständlich sind auch die paradiesischen Bierfässer wieder zum Überlaufen voll!

Die Bekehrung der Germanen zum Christentum verlief - so eine Vermutung - wahrscheinlich auch deshalb vergleichsweise schleppend, weil sich die christliche Lehre mit konkreten Aussagen über denkbare Abläufe im Paradies sehr zurückhält und die Germanen eine "himmlische Langeweile" befürchtet haben!

 Aber auch für das christliche Paradies gilt: Alles ist wunderbar. Jedem ergeht es dort blendend und die Bewohner werden nicht nur für Millionen, Milliarden oder Billionen Jahre, sondern auf Ewig nichts als vollendete Freude und vollkommenes Glück empfinden (während die armen Schweine in der Hölle auf Ewigkeit die Qualen eines Höllenfeuers erdulden müssen).

Laut christlicher Vorstellung gab es sogar ein Paradies auf der Erde! Adam und Eva waren aber leider nicht sehr gottgefällig (die Geschichte mit dem verbotenem Baum ist hinlänglich bekannt) und so leben wir nun in einer dunklen, verdorbenen Welt in der alle sterben müssen und die furchtbar böse ist!

Ein mittelalterlicher Philosoph beschäftigte sich mit der Frage, wie lange Adam und Eva wohl im Paradies verbracht haben (ehe sie dem Reiz des Verbotenen erlagen). Gemäß seiner Einschätzung waren es 45 Minuten! Dann wurde es ihnen langweilig!

Was will uns diese Mär sagen? Für uns Menschen wäre ein Leben ohne jegliche Anstrengung und ohne jegliche Erfordernisse auf Umweltreize zu reagieren, das denkbar größte Gift! Wir würden innerhalb eines sehr überschaubaren Zeitraumes verblöden! In einem himmlischen Paradies könnte dies freilich anders sein, da dort die (übernatürliche) Psyche (bzw. Seele) ja nicht von einem biologischen Nervensystem generiert würde, das ständig trainiert oder zumindest durch wechselnde Umweltreize stimuliert werden muss! Auf der Erde jedenfalls sind Langeweile und Gewöhnung pures Gift für den Geist!

 

GLÜCK FÜR EINE GANZE GESELLSCHAFT?

Wie müsste eine angenommene Gesellschaft aussehen, in der die meisten Menschen sehr glücklich sind und mehr oder weniger in einer Art "Paradies" leben könnten?! Können die eingangs erwähnten "äußeren Rahmenbedingungen" für Glücksempfinden hergestellt werden?

Neben der Gesundheit und der gewährleisteten Befriedigung der Grundbedürfnisse benötigt sowohl ein Individuum als auch eine Gesellschaft den Faktor SICHERHEIT als Fundament für Glück! Wer um sein Leben, seinen Besitz, die Unversehrtheit seines Körpers und seiner Würde bangen muss, kann schwerlich "glücklich und zufrieden" sein!

Die meisten Menschen müssten in einer angenommenen glücklichen Gesellschaft aber zufrieden sein! Sie müssten die Fähigkeit aufbringen, nicht durch Gier und Maßlosigkeit nach Glück zu streben! Der Starke müsste dazu bereit sein, etwas von seinen Ressourcen abzugeben und der Schwache müsste dazu bereit sein, nicht voller Neid und Missgunst auf alles und jeden zu blicken, dem es real oder vermeintlich besser ergeht als ihm selber! Nicht missverstehen: Es geht nicht um Kommunismus und Güterverteilung! Im Gegenteil: Unterschiede im Wohlstand sind unvermeidlich und bestehen oftmals zurecht! Es müsste jedoch ein sehr hohes Maß an Toleranz und Mitmenschlichkeit über die sozialen und wirtschaftlichen Ebenen hinweg bestehen. Dann bestünde auch ein hohes Maß an Sicherheit für alle Gesellschaftsmitglieder! Kann es in einer "normalen" Gesellschaft überhaupt so etwas wie "maximale Sicherheit" geben? Nun - in der Ex-DDR bspw. existierten wenige Möglichkeiten für (organisierte) Kriminalität. Selbst Fußball-Randalen waren selten. Wer sein Mütchen auf diese Weise zu kühlen versuchte, wurde mit enorm hoher Wahrscheinlichkeit identifiziert und zur Rechenschaft gezogen! Allerdings: Die augenscheinliche Sicherheit in einem Polizei- und Überwachungsstaat  ist trügerisch. Wer dem System aus welchem Grund auch immer missfällt, verschwindet mitunter spurlos - ohne dass ihm Beistand zukommen würde und ohne dass sich seine Ankläger rechtfertigen oder auf Beweise für (willkürlicher) Anklagen stützen müssten. Hier gibt es scheinbar eine Zwickmühle: Freiheit führt zu Verbrechen (und zu einer Reduzierung der Sicherheit), übermäßige Kontrolle hingegen führt zu mehr Sicherheit, jedoch zum Verlust der Freiheit (und zur Verringerung der Zufriedenheit).

Kann aber zumindest eine Einzelperson durch seine persönliche oder gesellschaftliche Macht dauerhaft und souverän die eigene Sicherheit und Zufriedenheit gewährleisten (ggf. durch das triviale "Recht des Stärkeren")? Der Chef einer gewalttätigen Rocker-Gang oder eines Mafia-Clans mag sich mit Hinblick auf seine Schläger, seiner Maschinenpistole unterm Bett, seiner Schmiergeldkanäle, etc. sicher fühlen! Aber ist er es wirklich?  Kann er stets davon überzeugt sein, das nicht schon längst gegen ihn intrigiert wird, ihn ein Nebenbuhler ausstechen, ein Leibwächter verraten oder ein vermeintlicher "Freund" ans Messer liefern will? Warten nicht schon die Hyänen auf den Augenblick, an dem er sich den leisesten Anflug von Schwäche oder Unvorsichtigkeit leistet? Kann er darauf vertrauen, auch in Zukunft über jenes Maß an Stärke und Kontrolle zu verfügen, das ihn augenblicklich "unangreifbar" macht?

Echte Sicherheit kann ich dann empfinden, wenn ich davon ausgehen kann, dass mir niemand an die Karre fahren will! Und das ist auch der trivialste Grund dafür, das sich viele Menschen mehr oder weniger moralisch verhalten und sich mitunter auch kleinere "Beeinträchtigungen" durch Mitmenschen gefallen lassen! Indem ich niemanden Böses tue, erhöhe ich in überaus pragmatischer Form die Wahrscheinlichkeit dafür, dass auch niemand ein Motiv entwickeln wird, mir etwas anzutun! Allerdings kann ich natürlich von Menschen ohne Motiv (etwa von berauschten Jugendlichen in der U-Bahn) niedergeknüppelt werden.

Je mehr glückliche Menschen es aber insgesamt gäbe, umso weniger kämen primitive Regungen, Motive und Bedürfnisse und ihre fatalen Folgen zum Tragen. Sicherheit, Zufriedenheit und Glück sind Faktoren, die sich gegenseitig verstärken. Je sicherer und zufriedener eine Gesellschaft ist, umso glücklicher ist sie und umgekehrt!

Wir gewinnen oftmals den Eindruck, solche Ideale wären in der Welt nicht realisierbar! Wir sollten uns allerdings auch bewusst sein, dass die Menschheit ungeachtet dieses Eindruckes große Fortschritte im Bereich der Menschlichkeit und Gerechtigkeit gemacht hat! Bei den meisten heutigen Kriegen bemüht man sich darum, sog. "Kollateralschäden" zu vermeiden! Noch im zweiten Weltkrieg war es völlig gleichgültig, ob und wie viele Zivilisten getötet werden (bisweilen war ebendieser Effekt sogar erwünscht)! Todesstrafe und Folter sind zur Schande der Menschheit leider noch nicht ausgerottet aber sie werden zunehmenden Maßes verpönt und verabscheut! Anstatt Straftätern Hände abzuhacken oder sie auf Scheiterhaufen zu verbrennen, setzen sich die heutigen Strafverfolger mit der Psyche (Schuldfähigkeit) und den (Lebens)umständen von Menschen auseinander, die moralisch und gesellschaftlich versagen (von den rechtskräftig zum Feuertod verurteilten Hexen und Zauberern der Frühneuzeit wissen wir heute zudem, dass sie unschuldig waren, da das ihnen angelastete Verbrechen rein fiktiver Natur und in der Realität nicht ausführbar ist). Wann und wo immer ein Krieg, ein Konflikt oder eine Naturkatastrophe ausbricht - egal auf welchem Kontinent und in welcher Region - mischt sich die internationale Staatengemeinschaft ein und bemüht sich um Hilfe und Schlichtung! Erinnern wir uns an den Tsunami in Asien im Jahr 2004. Binnen kürzester Zeit waren Millionenbeträge an Hilfsgeldern aus aller Herren Länder zusammengeflossen! Oder denken wir an die Greueltaten im ehemaligen Jugoslawien oder im afrikanischen Darfur: So etwas ignoriert die Welt erfreulicher Weise nicht, auch wenn eigentlich nur "wenige Menschen" direkt davon betroffen sind! Auch ein räumlich sehr begrenzter Konflikt wie etwa die militärische Auseinandersetzung zwischen dem Staat Israel und der palästinensischen Hamas-Organisation im Gaza-Streifen zum Jahreswechsel 2008/2009 wird von der Weltöffentlichkeit präzise beobachtet und kommentiert (wobei in solch verfahrenen Situationen eine moralische Bewertung der Ereignisse natürlich äußerst schwierig ist und zu unterschiedlichen Ergebnissen führt). Wir sehen jedenfalls: Die Menschen sind sich im Allgemeinen mitnichten vollkommen gleichgültig! Es wäre fernerhin unlogisch die Religion als (alleinige) Ursache für einen im Lauf der Gesichte feststellbaren wachsenden Moralismus anzusehen! Bis ins frühe 18 Jahrhundert gehörten europaweit brachiale Foltermethoden zur "gewöhnlichen Strafermittlung"! Der Höhepunkt von Justizterror, Denunziantentum und bodenloser Grausamkeit wurde in der Ära des sog. "Hexenwahns" erreicht. Dieses Phänomen ereignete sich über drei Jahrhunderte hinweg, etwa zwischen 1450 und 1750 und somit zu einer Zeit, als die Leute über alle Schichten und Gruppierungen hinweg (vom Kaiser bis zum Leibeigenen) von tiefer Frömmigkeit, Religiosität und Gottesfurcht durchdrungen waren!

 

DIE ZUKUNFT DER MORAL

Der berühmte Verhaltensforscher Konrad Lorenz wurde einmal von Evolutionskritikern mit der fadenscheinigen Aussage konfrontiert, es gäbe keine (durch Fossilien belegte) "Zwischenstufen" zwischen dem Menschen und seinen affenartigen Vorfahren! Seine Antwort lautete sinngemäß, dass wir selber diese Zwischenstufe verkörpern würden! "Richtige Menschen" habe die Evolution noch nicht hervorgebracht, die würden erst nach uns folgen!

Manche Hirnforscher sind in der Tat der Meinung, das sich unser Denkorgan innerhalb der nächsten zig- oder hunderttausend Jahre noch gravierend verändern und unserer Spezies viel zweckmäßigere Verhaltensmuster bescheren könnte! Die Nervenbahnen die vom emotionalen Zentrum (limbisches System) ins Arbeitsgedächtnis führen sind sehr stark ausgebildet, vergleichbar mit Autobahnen! Jene Bahnen, die aber vom präfrontalen Cortex, dem Sitz unserer Persönlichkeit, in das emotionale Zentrum führen, gleichen eher Trampelpfaden. Deshalb können wir uns oftmals trotz besseren Wissens nur schwer selber beruhigen, wenn wir uns bspw. beleidigt fühlen. Nicht auszuschließen, dass die evolutionäre Entwicklung des menschlichen Hirns in Zukunft auch die andere Flußrichtung verstärken wird. Vielleicht werden sich späte Nachfahren von uns noch weitaus besonnener und rationaler verhalten, sich untereinander schneller versöhnend die Hände reichen, weniger Vorurteile kultivieren und auch weniger Interesse an der gewaltsamen Durchsetzung persönlicher Eigeninteressen haben? Denkbar ist auch, dass der Mensch selber "Evolution spielt" und Möglichkeiten findet, Hirnverschaltungen aktiv zu forcieren?

Unabhängig von solchen Hypothesen gilt es zu hoffen, dass sich die heute schon abzeichnenden Erkenntnisse über die Natur und die Voraussetzungen für Glück, Harmonie und Sicherheit weithin durchsetzen und die Menschen zunehmend von ihrem parasitären, obszönen und zumeist auf Geld und Besitz ausgerichteten "Maximalgewinn-Streben" abweichen!

 

 

DIE ÜBERWINDUNG DES TODES

Es sei dahingestellt, ob jemals ein Mensch viele hundert Jahre alt wird oder womöglich "nie" sterben muss! Insbesondere mit Hinblick auf die Kryonik sind Zweifel und Skepsis angemessen. Selbst wenn ein Erfolg möglich wäre, ergäben sich hieraus verschärfte Probleme in Bezug auf die Überbevölkerung!

Ohne hier näher über den Grad an Utopie bzw. Realismus zu spekulieren oder zu urteilen, sollen nachfolgend hypothetisch denkbare "Möglichkeiten" für eine extrem verlängerte individuelle Existenz aufgezeigt werden:

 

NERVENZELLE   AN  CHIP:  BITTE  MELDEN!

Die Hirnforschung ermöglicht zwischenzeitlich gewaltige und tiefgreifende Einblicke in die Funktionsweise des lebenden Gehirns! Viele Zusammenhänge zwischen neuronalen Vorgängen und dem (subjektiven) bewussten Erleben eines Menschen können bereits detailliert und schlüssig dargestellt werden! Das bisherige Wissen um die "Sprache" der Neuronen (Hirn-Nervenzellen) zeigt bereits konkrete Früchte! Ein künstliches Netzhaut-Implantat (eine lichtempfindliche Neuro-Prothese) ermöglicht Blinden ein rudimentäres sehen, durch das sog. Cochlea-Implantat erhalten Taube ein gewisses Hörvermögen. Aber es sind bereits erstaunlichere Dinge möglich! Über Elektroden die auf der Kopfhaut angebracht sind, können Menschen bereits mit Computern interagieren und Maschinen (etwa einen Roboterarm) bedienen! Bestimmte Erregungsmuster der Hirnnervenzellen werden hierfür vom Computer zuverlässig als konkrete Steuerbefehle verstanden. Diese Technologien sind natürlich noch nicht ausgereift aber sie deuten auf die Richtung, in die die Kutsche fahren wird! Es bestehen bereits erste konkrete Ansätze, Hirnareale nachzubilden und künstliche Komponenten zu entwickeln, die bspw. als "Gedächtnisprothese" den Funktionsverlust bestimmter Hirnregionen kompensieren könnten! 

Die funktionierende Interaktion zwischen Nervenzellen und künstlichen Komponenten funktioniert bereits auch außerhalb des Körpers! Man hat mittlerweile mehrfach im experimentellen Rahmen biologische Neurone mit Silizium-Chips verbunden, mit denen diese auch tatsächlich Signale austauschten! Das bisweilen wahrscheinlich spektakulärste Experiment dieser Art wurde 2004 in der University of Florida vom Hirnforscher Thomas de Marse durchgeführt: Er züchtete in einer Petrischale eine Art "Miniaturgehirn", bestehend aus 25.000 Nervenzellen die dem motorischen Cortex eines Rattenembryos entnommen wurden. Am Boden der Petrischale war ein Netz aus 60 Goldkontakten. Die kultivierten Nervenzellen bauten nicht nur Verbindungen untereinander auf, sondern interagierten auch mit den künstlichen Kontakten. Beim Zusammenschließen dieses Systems mit einem F 22 - Flugsimulator war zunächst kein besonderes Ergebnis festzustellen. Dann aber erkannten und differenzierten die Nervenzellen elementare Daten des Inputs, steuerten den Simulationsflug stabil geradeaus und reagierten auf Abweichungen! Dazu sind selbstorganisierende Synchronisationseffekte innerhalb neuronaler Netze durchaus fähig - sonst hätte das Experiment nicht gelingen können! Dieser Prozess hat nichts (oder noch nichts) mit irgendeinem Bewusstsein zu tun! Schließlich erzeugt selbst ein komplettes Rattenhirn (in einer lebenden Ratte - wo es normal auch hingehört) bei weitem kein Bewusstsein in der Art, wie es beim Menschen der Fall ist!

Im Extremfall könnten solche Entwicklungen aber irgendwann dazu führen, dass ein künstliches oder "gezüchtetes" Hirn zu eigenem Bewusstsein gelangt?! Sollte es jemals dazu kommen, wäre es wahrscheinlich auch nicht undenkbar, das Bewusstsein einer lebenden Person auf ein anderweitiges System "umzusiedeln". Der Tod des Körpers wäre in diesem Fall nicht mehr mit dem Tod der Psyche bzw. des wahrnehmenden Subjekts identisch!

 

KRYONIK - KANN DER TOD RÜCKGÄNGIG GEMACHT WERDEN?

Unter Kryonik versteht man die Konservierung von Organismen oder einzelner Organe (insbesondere des Gehirns) bei Temperaturen unter Minus 125 Grad Celsius. Hierfür wird ein möglichst hoher (im Idealfall vollständiger) Anteil der Körperflüssigkeit durch eine spezielle künstliche Flüssigkeit ausgetauscht, die beim Gefrieren keine Kristalle bildet und somit nur geringste Schäden an den Zellstrukturen anrichtet. Anschließend wird der Körper oder das Organ in flüssigem Stickstoff gelagert. Personen, die sich kryonisch bestatten lassen erhoffen sich, irgendwann "wiederbelebt" zu werden. Einzelne Wissenschaftler glauben an die prinzipielle Möglichkeit, dass ein toter Körper dereinst wieder in einen funktionsfähigen Zustand zurückversetzt werden könnte! Nach derzeitigem Kenntnisstand gleicht ein solches Ansinnen aber eher dem Versuch, aus einem Hamburger wieder eine Kuh zu machen?!!

 

 

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